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2008-02-06

Der Verkauf des Schlosses ist für Gemeinde einzige Lösung

Sächsische Zeitung 06. Februar 2008
Von Carolin Barth


Erste Gespräche mit einem Interessenten hat Bürgermeister Carsten Guhr bereits geführt. Sogar dem Heimatverein wurde er vorgestellt.

Zu viele im Dorf hätten sich immer nur auf die Hinterbeine gestellt, nur Ansprüche angemeldet, doch nie konstruktive Vorschläge eingebracht, sagt Carsten Guhr, Noch-Bürgermeister von Oberlichtenau. Im Schlossstreit gibt es für ihn nur eine Lösung: „Für uns kommt einzig ein Verkauf infrage. Verpachtet wird nicht mehr.“ Mit einem Kaufinteressenten habe er bereits erste Gespräche geführt.

Interessent bleibt geheim

Schon bis zu seinem Amtsende könnte das Schloss veräußert sein. Wenn alles glatt läuft. Der Bürgermeister bat zum ersten Kennenlernen auch den Vorsitzenden des Heimatvereins Siegfried Moschke dazu. Vielleicht eine Kursänderung in der Schlosspolitik: Fühlten sich die Vereine im letzten Jahr im Stich gelassen, scheint die Gemeinde sie nun bei der erneuten Suche nach einem Schlossherrn mit ins Boot zu holen. Über den Kaufinteressenten oder sein Konzept wollten sich jedoch weder Siegfried Moschke noch Carsten Guhr äußern. Nur, dass er aus einem Benelux-Land stamme, war zu erfahren. „Wir können es uns nicht leisten, wieder einen Interessenten zu vergraulen, der dem Schloss eine Zukunft schenkt. Auch wenn es vielleicht nicht jedem passt“, sagt Carsten Guhr. „Doch ein Verkauf ist unumgänglich.“ Das schätzt Siegfried Moschke vom Heimatverein genauso ein.

„Wir sind nicht darauf bedacht, das Schloss im Gemeindeeigentum zu behalten, das ist finanziell nicht machbar. Leerstand ist auf Dauer keine Lösung. Wir müssen das Kleinod erhalten. Dafür brauchen wir einen Investor.“ Gut verlaufen sei das Gespräch, er sei optimistisch, dass Vereinsinteressen jetzt realisierbar sind. „Unter Herrn Lüdke war das nicht möglich, er hat sich ja isoliert.“ Natürlich müssten sich Vereine nach den Wünschen eines neuen Schlossherrn richten. „Mir ist klar, dass wir von Etappe zu Etappe denken müssen, aber es wäre schön, wenn wir mit einbezogen würden.“ Zum Beispiel die Ausgestaltung des Tages des offenen Denkmals schwebt ihm vor. Seit Oktober 2007 steht das Schloss leer. Nach Querelen zog sich das Dresdner Pächterehepaar Lüdke nach nur einem Jahr zurück. Das Verhältnis zum Dorf war von Beginn an spannungsgeladen. „Man hat die Vereine nicht wahrgenommen“, so Moschke. Zu groß waren die Differenzen, die Denkmalschutzauflagen verprellten auch den Spielmannszug. „Wir mussten zum letzten Sommerfest nach Pulsnitz ausweichen. Die Auflage, den Rasen nicht zu betreten, ist doch nicht machbar“, sagt der Manager Knut Kaiser. „Wir fühlten uns von der Gemeinde im Stich gelassen.“

Auflagen bleiben bestehen

Die Vereine sahen ihr kulturelles Zentrum in Oberlichtenau gefährdet. Doch Carsten Guhr unterstütze den Pächter vor allem in Sachen Denkmalschutz. An diesem Standpunkt hat sich nichts geändert. „Die Vereine stellten zu hohe Forderungen, wollten ihre alten Rechte weiterhin wahrnehmen. So entstand eine miese Stimmung im Dorf. Ich denke weiterhin, das Konzept wäre aufgegangen, wenn es alle gewollt hätten. Es ist doch klar, dass ein Pächter die Auflagen stellt. Wer eine Veranstaltung dort ausführen wollte, konnte dies jederzeit tun, aber eben unter der Bedingung, dass alles wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt wird.“ Obwohl die Familie Lüdke längst auszog, bleiben Nutzungsauflagen gemäß des Denkmalschutzes bestehen. In der nächsten Gemeinderatssitzung werde man sich darüber verständigen, so Guhr.

Knut Kaiser bedauert das. Nach dem Auszug der Lüdkes suchten die Spielleute das Gespräch mit dem Bürgermeister, erzählt er. In einem direkten Aussprache mit der Denkmalschutzbehörde wollte man zudem alle Standpunkte noch einmal erläutern. „Doch dazu kam es leider bislang noch nicht.“

Verkauf gute Lösung

Einem Verkauf sieht Knut Kaiser keinesfalls skeptisch entgegen. „Es kann nur gut sein, wenn jemand investiert und Gäste anzieht. Und ich bleibe dabei: Wenn wir die Möglichkeit bekommen, und die Bedingungen erfüllbar sind, werden wir zum Sommerfest gern im Schlosspark spielen.“ Der Leerstand belastet die Gemeindekassen mit 70000 Euro pro Jahr. Ein finanzkräftiger Käufer ist allein deshalb willkommen, weil das Dach eine Erneuerung bitternötig hat. Rund eine halbe Million würde die verschlingen.

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